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Jean, der Schriftsteller, besucht seine Verlegerin, um ein neues Projekt zu besprechen. Zunächst überrascht stellt er fest, dass sie seine bereits veröffentlichten erotischen Romane nicht nur verlegt. Sie möchte leben, was da passiert. Binnen kurzer Zeit erliegt er ihrer Nähe zu seinen Fantasien und die beiden fallen ineinander. Das anfängliche Spiel wird verwoben mit ihren Träumen von Dominanz und Hingabe. Nur der Augenblick ist wichtig. Realität und Traum verschwimmen, doch in wahrhafter Innigkeit finden sie stets Halt, wenn sie sich tief in die Augen blicken. Teresa wird jedoch von einer Frage gequält. Findet sie Antwort?



Ein Flügelschlag des Schmetterlings erzeugt den Indikativ


Cover: © Azrael Ap Cwanderay
(Vorlage: sakkmesterke - Fotolia)

Leseprobe „Teresa" - Beginn des 9. Kapitels

Der erwachende Morgen drängt zur Tür hinein. Es ist kühl geworden. Er kann nicht mehr schlafen. Die Helligkeit. Das Schlagen der Turmuhr der nahen Kirche. Ist er nicht gewohnt. Im Moment des Aufwachens hat er nicht gewusst, wo er ist. Der Moment zwischen Träumen und Wachen. Da noch nicht ganz weg und da noch nicht ganz da. Doch da liegt sie. Kein Traum. Ein tiefer, ruhiger Atem begleitet ihren festen Schlummer. Ihre rotbraunen Locken auf dem Hellblau des Kopfkissens ausgebreitet. Ihre nackten festen Brüste. Vorsichtig deckt er sie zu. Sie zuckt ein wenig zusammen. Ob sie eben geträumt hat? Er bekämpft mental seine Morgenlatte, steht so leise wie möglich auf und geht zur Verandatür. Inhaliert einen Moment lang die kalte Morgenluft und schließt dann die Tür. Alles ist noch wie danach. Gerade eben erst. Ihr weißes Schürzchen auf dem Teppich. Noch Wein in ihrem Glas. Er trinkt es aus. Geht ins Bad. Gleich sieben Uhr. Sein Zug geht um kurz vor halb elf.
Als er fertig ist und wieder herauskommt, schläft sie immer noch. Er schleicht sich an ihr vorbei, um nach unten zu gehen und die getrockneten Klamotten zu holen. Die Tür quietscht und dann knarren auch noch die Treppenstufen. Geräusche, die nur in der Stille auffallen. Er sammelt alles ein und trägt es - Stufe um Stufe das Knarren zu vermeiden suchend - nach oben. Lässt die Tür offen stehen, um sie nicht zu wecken. Außerdem, denkt er, kann so die Wärme von unten nach oben eindringen. Denn die Heizkörper waren alle kalt zuvor und er hatte den zentralen Schalter, sie zu regulieren, nicht entdecken können.
Er legt ihren langen Rock über das freie Bettende, betrachtet sie noch einen Augenblick in ihrem Schlaf, geht dann zur Sitzecke und kleidet sich an. Fängt schon mal an, seine Sachen zu packen. Geht dann in die Küche und räumt ein wenig auf. Gießt zwei Gläser Orangensaft für sie ein. Frühstück gibt's ja später. Entdeckt dann die Schaltuhr für die Heizung neben einem der Hängeschränke.
Da steht sie plötzlich in der Tür. Nackt und schön. Strahlend und schläfrig. Der Traum noch um sie gebreitet. Sie kommt zu ihm und gleitet in seine Arme. Ganz warm ist ihr Körper. „Bist ja einfach so gegangen." Ins-Ohr-Geflüster.